Die Nasenscheidewand (Septum nasi) trennt die beiden Nasenhöhlen voneinander und besteht hauptsächlich aus Knorpel- und Knochengewebe. Bei vielen Menschen verläuft diese Trennwand nicht ganz gerade – tatsächlich haben etwa 80% der Erwachsenen eine leichte Abweichung. Während geringfügige Verbiegungen meist keine Beschwerden verursachen, können stärkere Verkrümmungen erhebliche Atemprobleme und andere Symptome mit sich bringen. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe einer krummen Nasenscheidewand und zeigt Betroffenen Wege zur Diagnose und Behandlung auf.
Anatomie und Entstehung einer verkrümmten Nasenscheidewand
Die Nasenscheidewand besteht aus einem vorderen knorpeligen Teil und einem hinteren knöchernen Bereich. Eine ideal gerade Nasenscheidewand ist in der Bevölkerung eher die Ausnahme als die Regel. Die Verbiegung kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens entstehen.
Bei Neugeborenen kann es während der Geburt zu Verformungen kommen, insbesondere bei schwierigen Geburtsverläufen. In vielen Fällen entwickelt sich die Verkrümmung jedoch während des Wachstums, wenn sich Knochen- und Knorpelstrukturen unterschiedlich schnell entwickeln. Der knorpelige Teil wächst länger als der knöcherne, wodurch sich das Septum krümmen kann.
Darüber hinaus sind Verletzungen eine häufige Ursache für eine krumme Nasenscheidewand. Ein Schlag auf die Nase beim Sport, ein Sturz oder ein Verkehrsunfall können das Septum verschieben. Interessanterweise bemerken viele Menschen die Verbiegung erst Jahre nach dem auslösenden Ereignis, wenn langsam Symptome auftreten.
Faktoren, die zu einer verkrümmten Nasenscheidewand beitragen können:
- Angeborene Faktoren: Bereits bei der Geburt vorliegende anatomische Besonderheiten
- Wachstumsstörungen: Ungleichmäßiges Wachstum der Nasenscheidewand während der Entwicklung
- Traumatische Ereignisse: Nasenverletzungen durch Unfälle oder Schläge
- Nasenoperationen: Komplikationen bei früheren chirurgischen Eingriffen
Symptome und Auswirkungen auf die Lebensqualität
Eine leichte Verkrümmung der Nasenscheidewand verursacht häufig keine spürbaren Probleme. Bei stärkeren Abweichungen können jedoch verschiedene Beschwerden auftreten, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Der reduzierte Luftstrom durch die Nase steht dabei im Mittelpunkt vieler Symptome.
Besonders nachts verstärken sich die Atemprobleme oft. In Seitenlage wird die bereits verengte Nasenseite zusätzlich komprimiert, was zu einer erschwerten Nasenatmung führt. Dies kann chronische Schlafstörungen verursachen, da die betroffene Person häufiger aufwacht oder in eine Mundatmung wechselt, was wiederum zu Mundtrockenheit, Halsschmerzen und verstärktem Schnarchen führt.
Die gestörte Luftzirkulation in den Nasennebenhöhlen begünstigt zudem Infektionen. Sekrete können nicht richtig abfließen, Bakterien siedeln sich an, und chronische Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis) können die Folge sein. Diese äußern sich durch Druckgefühl im Gesicht, Kopfschmerzen und zähen Schleim.
Typische Symptome einer stärker verkrümmten Nasenscheidewand:
- Verstopfte Nase, meist einseitig oder wechselseitig
- Erschwertes Durchatmen, besonders bei körperlicher Anstrengung
- Chronisches oder wiederkehrendes Nasenbluten
- Häufige Nasennebenhöhlenentzündungen
- Kopfschmerzen und Druckgefühl im Gesichtsbereich
- Trockene Mundschleimhaut durch Mundatmung
- Schnarchen und mögliche Schlafapnoe
- Verminderte Geruchswahrnehmung
- Erhöhte Anfälligkeit für Erkältungen
Nicht selten führen diese Beschwerden zu weitreichenden Einschränkungen. Sportliche Aktivitäten werden mühsamer, die Konzentrationsfähigkeit leidet durch Schlafmangel, und wiederholte Infektionen der Atemwege können zu häufigen Krankmeldungen führen. Bei Kindern kann eine stark behinderte Nasenatmung sogar die Gesichtsentwicklung beeinflussen und zu Zahnfehlstellungen beitragen.
Diagnose einer verkrümmten Nasenscheidewand
Der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf eine krumme Nasenscheidewand ist ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt). Die Diagnose erfolgt in mehreren Schritten und beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, bei der der Arzt nach den Beschwerden, deren Dauer und möglichen Auslösern fragt. Auch frühere Nasenverletzungen oder Operationen sind wichtige Informationen.
Die anschließende klinische Untersuchung umfasst zunächst die äußere Betrachtung der Nase. Oft sind Schiefstellungen oder Verformungen bereits von außen sichtbar, müssen aber nicht zwangsläufig mit einer inneren Verkrümmung einhergehen. Entscheidend ist die Untersuchung der Nasenhöhlen mithilfe eines Nasenspiegels oder eines Endoskops.
Bei der Endoskopie führt der Arzt eine dünne Sonde mit einer Kamera in die Nasengänge ein. Auf einem Monitor kann er die genaue Struktur der Nasenscheidewand betrachten und Engstellen identifizieren. Diese Untersuchung ist nahezu schmerzfrei und liefert detaillierte Einblicke in die Nasenhöhlen.
In komplexeren Fällen können bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) der Nasennebenhöhlen sinnvoll sein. Sie liefern dreidimensionale Bilder der knöchernen und knorpeligen Strukturen und helfen bei der Planung einer möglichen Operation. Besonders wenn zusätzlich Verdacht auf Nasennebenhöhlenentzündungen besteht, ist eine CT-Untersuchung hilfreich.
Ergänzend kann der HNO-Arzt die Nasendurchgängigkeit messen. Bei der sogenannten Rhinomanometrie wird der Atemwiderstand in der Nase bestimmt. Diese objektive Messung belegt das Ausmaß der Atembehinderung und kann später den Erfolg einer Behandlung dokumentieren.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Nicht jede krumme Nasenscheidewand erfordert einen operativen Eingriff. Bei leichten bis mittleren Beschwerden können konservative Maßnahmen oft ausreichend Linderung verschaffen. Diese zielen darauf ab, die Symptome zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern, auch wenn die anatomische Ursache bestehen bleibt.
Nasensprays mit abschwellender Wirkung sind eine häufig eingesetzte Erstmaßnahme. Sie enthalten Wirkstoffe wie Xylometazolin oder Oxymetazolin, die die Schleimhäute abschwellen lassen und so kurzfristig die Nasenatmung erleichtern. Allerdings sollten diese Präparate nicht länger als 5-7 Tage angewendet werden, da es sonst zum sogenannten Rebound-Effekt kommen kann – einer verstärkten Schwellung nach Absetzen des Sprays.
Für die längerfristige Anwendung eignen sich kortisonhaltige Nasensprays. Sie wirken entzündungshemmend und abschwellend, ohne einen Gewöhnungseffekt zu erzeugen. Bei allergisch bedingten Beschwerden können zusätzlich Antihistaminika sinnvoll sein, die die allergische Reaktion unterdrücken.
Unterstützende Maßnahmen im Alltag
Neben der medikamentösen Therapie können verschiedene Alltagsmaßnahmen die Beschwerden lindern:
- Regelmäßige Nasenspülungen mit isotonischer Kochsalzlösung befeuchten die Nasenschleimhaut und spülen Sekrete sowie Allergene aus. Sie sind besonders hilfreich bei trockener Raumluft und unterstützen die natürliche Reinigungsfunktion der Nase.
- Ein Luftbefeuchter im Schlafzimmer verhindert das Austrocknen der Nasenschleimhäute und kann die Nasenatmung in der Nacht erleichtern.
- Die richtige Schlafposition kann ebenfalls helfen: Viele Betroffene atmen besser, wenn sie auf der Seite der weniger verkrümmten Nasenscheidewand liegen oder den Kopf leicht erhöht positionieren.
- Bei sportlicher Betätigung können spezielle Nasenpflaster die Nasenflügel spreizen und so den Luftstrom verbessern.
Hinweis: Konservative Maßnahmen können zwar die Symptome lindern, beheben jedoch nicht die zugrundeliegende anatomische Veränderung. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sollte die Möglichkeit einer operativen Korrektur mit dem HNO-Arzt besprochen werden.
Operative Korrektur der Nasenscheidewand (Septumplastik)
Wenn konservative Maßnahmen keine ausreichende Besserung bringen, ist eine operative Korrektur der verkrümmten Nasenscheidewand – die Septumplastik – oft der nächste Schritt. Dieser Eingriff zählt zu den häufigsten Operationen in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und hat zum Ziel, die Nasenatmung nachhaltig zu verbessern und damit verbundene Beschwerden zu lindern.
Die Septumplastik wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt, kann aber auch unter lokaler Betäubung mit Sedierung erfolgen. Der Chirurg erreicht die Nasenscheidewand durch einen kleinen Schnitt innerhalb der Nase, sodass keine äußerlich sichtbaren Narben entstehen. Als nächstes wird die Schleimhaut vom Knorpel- und Knochengerüst gelöst. Die verbogenen Anteile werden begradigt, überschüssiges Material entfernt und die verbleibenden Strukturen in mittiger Position fixiert.
In vielen Fällen wird die Septumplastik mit weiteren Eingriffen kombiniert. Eine häufige Ergänzung ist die Reduktion der unteren Nasenmuscheln (Conchotomie), die oft als Reaktion auf die verkrümmte Nasenscheidewand vergrößert sind. Auch eine Korrektur der äußeren Nasenform (Rhinoplastik) kann gleichzeitig durchgeführt werden, wenn funktionelle oder ästhetische Gründe dafür sprechen.
Ablauf nach der Operation
Nach der Operation werden in der Regel Tamponaden oder spezielle Silikonschienen in beide Nasengänge eingelegt. Sie stabilisieren die korrigierte Nasenscheidewand und verhindern Blutungen. Diese Hilfsmittel bleiben üblicherweise für ein bis drei Tage in der Nase und werden dann ambulant entfernt. In den ersten Tagen nach der Operation sollte der Kopf erhöht gelagert werden, um Schwellungen zu reduzieren.
Mit einer vollständigen Heilung ist etwa nach sechs bis acht Wochen zu rechnen. In dieser Zeit sollten körperliche Anstrengungen, Saunagänge und Tauchaktivitäten vermieden werden. Regelmäßige Nasenspülungen mit Kochsalzlösung fördern nach Entfernung der Tamponaden die Wundheilung und reinigen die Nasengänge von Sekreten und Krusten.
Die Erfolgsaussichten einer Septumplastik sind gut: Bei etwa 80-90% der Patienten verbessert sich die Nasenatmung deutlich. Allerdings dauert es oft einige Wochen bis Monate, bis sich der volle Erfolg einstellt, da Schwellungen der Schleimhäute langsam zurückgehen. In manchen Fällen kann sich das Septum im Laufe der Jahre wieder leicht verbiegen, was jedoch selten das Ausmaß der ursprünglichen Verkrümmung erreicht.
Mögliche Risiken der Operation:
- Blutungen während oder nach der Operation
- Infektionen im Wundbereich
- Verletzung umliegender Strukturen (sehr selten)
- Taubheitsgefühl an der Nasenspitze oder den oberen Schneidezähnen (meist vorübergehend)
- Veränderung der äußeren Nasenform (selten)
- Perforation der Nasenscheidewand (kleines Loch im Septum)
- Unzureichendes funktionelles Ergebnis, das eine Nachoperation erfordert
Leben nach der Septumkorrektur
Die meisten Patienten erleben nach einer erfolgreichen Septumplastik eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Die freiere Nasenatmung wirkt sich positiv auf viele Aspekte des Alltags aus – vom erholsameren Schlaf bis hin zu besserer körperlicher Leistungsfähigkeit. Auch die Häufigkeit von Nasennebenhöhlenentzündungen und Erkältungen nimmt in vielen Fällen ab.
Für einen langfristigen Erfolg ist eine gute Nasenhygiene wichtig. Regelmäßige Nasenspülungen können die Nasenschleimhaut befeuchten und Infektionen vorbeugen. Bei allergischer Rhinitis sollten die auslösenden Allergene weiterhin gemieden werden, um Schleimhautschwellungen zu vermeiden, die den Effekt der Operation schmälern könnten.
In der Rekonvaleszenzphase ist Geduld gefragt: Die vollständige Erholung der Nasenfunktion kann einige Wochen bis Monate dauern. Währenddessen können vorübergehende Schwellungen, ein verändertes Gefühl in der Nase oder eine temporär eingeschränkte Geruchswahrnehmung auftreten – alles normale Erscheinungen im Heilungsprozess.
Sporttreibende sollten nach Absprache mit dem Operateur schrittweise wieder in ihre Aktivitäten einsteigen. Besonders bei Kontaktsportarten empfiehlt sich anfänglich ein besonderer Schutz der Nase, um Verletzungen der noch heilenden Strukturen zu vermeiden.
Eine verkrümmte Nasenscheidewand kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Glücklicherweise stehen heute sowohl wirksame konservative als auch operative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Der Schlüssel liegt in der individuellen Beratung durch einen erfahrenen HNO-Arzt, der die passende Therapie für den jeweiligen Schweregrad und die persönliche Situation empfehlen kann.
Entscheidend ist, bei anhaltenden Beschwerden nicht zu zögern, medizinischen Rat einzuholen. Die verbesserte Nasenatmung nach einer erfolgreichen Behandlung wird von vielen Betroffenen als signifikante Steigerung der Lebensqualität empfunden – ein Ergebnis, das die Mühen des Eingriffs und der Heilungsphase mehr als aufwiegt.